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"Bildung retten statt Banken und Konzerne" - Unser Statement zum Bildungsstreik

Am Freitag den 26.02.21 war bundesweiter #Bildungsstreik.


In #Marburg waren die SDAJ, die GEW-Studis, der SDS und die ReVerBi vertreten. Bei den Redebeiträgen ist besonders ein Ziel deutlich geworden: Sich geschlossen gegen die VERMARKTLICHUNG der Bildung zu stellen!



Für alle die nicht dabei sein konnten, hier noch einmal unser Redebeitrag zum nachlesen:


Hey zusammen, ich stehe heute hier für die ReVerBi, die Revolte gegen die Vermarktlichung des Bildungswesens. Unsere Studierenden-Initiative hat sich wegen der Einsparmaßnahmen am Fachbereich für Gesellschaftswissenschaften und Philosophie sowie der strukturellen Unterfinanzierung von Bildung im Allgemeinen und Unis im Spezifischen gegründet. Bei uns am Fachbereich sollen Einsparungen aufgrund eines Defizites vorgenommen werden, obwohl schon die letzten Jahre an Lehrkapazitäten gespart wurde.

Dieses sogenannte Defizit, ist bei uns entstanden, weil alle vorgesehenen Stellen besetzt und die Studiengänge zu 100% ausgelastet sind. Es kam also zu einem Defizit, weil von den Zahlen her alles so ist, wie es sein sollte.


Defacto ist also zu wenig Geld vorhanden, um alle Personalstellen zu besetzen, weshalb wir zu wenige Lehrkräfte für eine qualitativ hochwertige Lehre, aber gleichzeitig auch zu viel Lehrpersonal haben, um kein Defizit in der Finanzierung einzufahren. Das bedeutet, dass erst bei einer Auslastung von 130% der Studiengänge das Defizit nicht weiter ansteigen würde. Eine Auslastung von 130% bedeutet, dass Lehrende viel mehr Studierende in ihren Kursen sitzen haben müssen als eigentlich vorgesehen wäre, um eine gute Lehre garantieren zu können. Schon die letzten Jahre über wurde also mit der Überlastung von Lehrenden kalkuliert. Wir sitzen in Seminaren mit 60 Leuten aufwärts. Diese Anzahl an Studierenden finden sich normalerweise nur in Vorlesungen wieder!


In diesem Rahmen kann kein qualitatives Lernen passieren. Hier kommen wir an Grenzen und sind jetzt schon am Limit! Deshalb stellen wir uns gegen die Vermarktlichung des Bildungswesens. Wir stellen uns dagegen, dass Bildung wettbewerbsfähig gemacht - und der Willkür von Konzernen ausgeliefert wird!

So soll z.B. in NRW Sozialkunde durch Wirtschaftkunde ersetzt werden. Die Schüler*innen sollen sich nicht (mehr) kritisch mit Gesellschaft auseinandersetzen, sondern zu sogenannten Wirtschaftsbürger*innen erzogen werden. In Bayern ist die erste Schule an die Börse gegangen und mit der Hochschulinnovationsreform soll die Privatisierung der Universitäten vorangetrieben werden.


Aber was heißt Vermarktlichung der Bildung: und welche Folgen hat sie?

Nicht marktrelevante Fächer, also solche die nicht auf den ersten Blick relevant sind, oder eher der Gesellschaft als dem Markt dienen, werden 'verschlankt' und gekürzt, bis sie sich nicht mehr halten können. Durch diese Kürzungen in der Lehre fällt eine wirkliche Auseinandersetzung mit den für das Zusammelnleben in einer Gesellschaft wichtigen Themen weg - hierbei ist das Ziel, dass Menschen den angestrebten Abschluss so schnell wie möglich erlangen, um für den Arbeitsmarkt zur Verfügung zu stehen.

Bereiche wie der Bildungssektor, der Gesundheitssektor und der soziale Bereich, welche der Gesellschaft dienen und nicht profitorientiert organisiert werden sollten, werden umstrukturiert und profitabel gemacht. So wie es durch die Privatisierung am UKGM bereits der Fall ist.

Bereiche deren Finanzierung und Ausstattung staatliche Aufgabe ist, werden immer weiter privatisiert und in den Markt eingeführt und somit verwertbar gemacht. Dabei sind all diese Bereiche essentiell wichtig für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und das gute Funktionieren unserer Gesellschaft. Auf der Strecke bleibt das was für eine Gesellschaft, für eine Gemeinschaft wichtig ist sowie insgesamt die Förderung des staatsbürgerlichen Verantwortungsbewusstseins, auch in Bezug auf Toleranz und Menschenrechte.


Eine der vielen Folgen ist auch, dass Bildung, Pflege und Gesundheitsversorgung nicht für alle gleich offen stehen. Die Grenze zwischen Wohlhabenden und nicht-Wohlhabenden wird damit nochmal verstärkt. Zwischen oben und unten- Zwischen Klasse und Klasse.

Gute Bildung, gute Pflege, gute Krankkeitsbehandlung gibt es in absehbarer Zeit dann nur noch für jene, die es sich leisten können. In den USA ist dies weitestgehend schon Realität.

Aber auch die Corona-Politik in Deutschland zeigt klar, wer durch Maßnahmen geschützt werden soll und wer nicht. Während große Konzerne subventioniert werden und der Freizeitbereich eingeschränkt wird, müssen Menschen in prekären Jobs weiterarbeiten, denn sie können nicht ins Homeoffice gehen.

Schnell wurden letztes Jahr wieder die Modegeschäfte zum Shoppen geöffnet. Die Unis dahingegen sind seit bald einem Jahr geschlossen. Auch das zeigt klare Prioritäten, dahingehend wer studieren soll und wer nicht. Viel zu spät wurde eine Überbrückungshilfe für Studierende eingerichtet, deren Höhe ein blanker Hohn ist. Zusätzlich gab es dann noch die Option sich zu verschulden - mit staatlicher Werbung für Kredite.


Seit Jahren werden Bildung, Pflege und vieles mehr politisch so umstrukturiert, dass sie Profit abwerfen. Die Kosten hierfür werden auf die Schüler*innen und Student*innen umgelegt. An der Uni merken wir das unter anderem daran, dass die Verwaltungskosten der Uni nicht mehr vom Land, sondern von den Studierenden getragen werden. Jedes Semester zahlen wir 50 € Verwaltungskosten. Das macht bei durchschnittlich 24 000 Studierenden jährlich 2,4 Millionen €.

Auch werden Studiengänge strukturell immer weniger finanziert, die vermeintlich nicht direkt für den Arbeitsmarkt verwertbare Menschen produzieren, sodass sie schlussendlich verschwinden werden. Dies betrifft auch den ganzen Fachbereich Gesellschaftswissenschaften und Philosophie, die Wissenschaften, die gerade jetzt in der Krise die Antworten auf so viele Probleme bieten könnten.

Wenn diese Fachbereiche und Studiengänge allerdings weggekürzt werden, wer forscht dann an der Überwindung von Rassismus, wer forscht dann an den Ursachen für BurnOuts?


Wir können es uns nicht leisten Wissenschaft zu verengen und nur bestimmte Fächer zu fördern die gerade am Markt gefragt sind. Auch sollte eine von Unternehmen unabhängige Forschung gewährleistet sein. Denn schon jetzt gab es Skandale um Studien, die durch Lidl oder Facebook finanziert wurden. Häufig wurden nur bestimmte Professor*innen gesponsort, welche auch nach dem Willen der Unternehmen forschten. Auch im Zusammenhang mit der Autoindustrie gab es schon Skandale.


All das, die strukturelle Unterfinanzierung und die Unternehmenabhängigkeit von Wissenschaft, führt dazu, dass die Wissenschaft an Glaubwürdigkeit verliert. Auf lange Sicht wird die Gesellschaft so nicht weiter kommen, sondern stehen bleiben. Aber Langfristigkeit, das ist etwas, was die Logik des Marktes nicht kennt.


Wir solidarisieren uns mit Schüler*innen, Lehrer*innen, und allen Beschäftigen der Hochschulen, das heißt mit Lehrbeauftragten, wie wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen, mit Angestellten im Student*innenwerk, sowie Verwaltungsangestellten. Sie alle sind von der Neoliberalisierung der Schulen und Hochschulen betroffen. Auch solidarisieren wir uns mit den Studierenden in der Türkei und in Griechenland, welche gerade unter massiver Repression für freie Bildung auf die Straße gehen.

Wir solidarisieren uns auch mit den Beschäftigten in der Pflege, im Gesundheitssektor und Sozialem Bereich.


Als Studierenden-Initiative fordern wir:

  • mehr und wirkliche Mitbestimmung der Studierendenschaft!

  • langfristige und nachhaltige Ausfinanzierung der Unis!

  • Rückbau der neoliberalen Angriffe auf Hochschulen!

    • kleinere Lehrveranstaltung für eine qualitative Lehre!

    • bessere Bezahlung von Lehraufträgen!

    • Bologna Reformen rückgängig machen!

  • Bafög für Alle!

  • Bildung für Alle! Barrieren müssen abgebaut werden um ein Studium für Alle zu ermöglichen!

  • Ausbau der Sozialinfrastruktur von Schulen und Hochschulen!

Deshalb rufen wir als Initiative zu einer alternativen Vollversammlung der Student*innenschaft und der Universitätsbeschäftigten zu Beginn des Sommersemesters auf!


Lasst uns die Bildung zurückholen! Schulen und Unis denen, die darin lehren und lernen!!!

Für eine demokratische Bildung - eine Bildung für alle!

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